Die Kulturlandschaft Richtersveld ist das letzte Gebiet im südlichen Afrika, in dem noch Ureinwohner vom Stamm der Nama leben. Das gebirgige, wüstenartige Gelände im Nordwesten von Südafrika wurde deshalb im Jahr 2007 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Richtersveld Cultural and Botanical Landscape, so der offizielle Name der Kulturlandschaft, ist eine von nur wenigen hundert Menschen besiedelte Gemeinde an der Grenze zu Namibia. Die Temperaturen unterliegen extremen jahreszeitlichen, zum Teil sogar täglichen Schwankungen – von über 40° C im Sommer bis hin zu Nachtfrost im Winter. Diese klimatischen Bedingungen sorgen dafür, dass Richtersveld über eine ungewöhnliche Sukkulenten-Flora verfügt.

Seit mehr als zwei Jahrtausenden haben hier die Nama ihre Heimat gefunden, ein halbnomadischer Stamm von Viehzüchtern. Dieser Stamm gilt als letzter überlebender Zweig der Khoi Khoi, den Ureinwohnern des südlichen Teil Afrikas. Diese wurden von den Europäern nicht nur abwertend als „Hottentotten“ bezeichnet, sondern zudem dezimiert und aus ihrer ursprünglichen Heimat am Oranje-Fluss und entlang der südwestafrikanischen Küste in unwirtlichere Gebiete vertrieben.

Im abgelegenen Richtersveld konnten die Nama jedoch bis heute überleben. Sie praktizieren hier weiterhin ihre Lebensweise als Halbnomaden. Saisonal wandern sie zu den jahreszeitlich wechselnden Weidegebieten ihres Zuchtviehs. Dabei führen sie transportable Kuppelhütten, so genannte „haru oms“, mit sich. Diese bestehen aus sich überschneidenden Holzreifen, über die geflochtene Matten gelegt werden. Die Behausungen bestehen aus einem Raum, der zum Kochen und Schlafen dient.